Überblick über 50 Jahre nach dem Zusammenschluss der Evangelischen Kirchengemeinden Bad Sassendorf und Lohne
Vorbemerkung: Mit den nachfolgenden Ausführungen soll ein grober Überblick über die vergangenen 50 Jahre gegeben werden. Die Fülle der Daten und Ereignisse in diesem Zeitraum müssen eingeschränkt werden und sollen nur einen roten Faden durch die Zeit zeigen. Bei der Zusammenstellung wurde auf einige Archivunterlagen, Gemeindebriefe sowie auf den Beitrag von Wolfgang Kolnsberg (Pfr.1975-2008) in der Festschrift zum Jubiläum 2013 „700 Jahre Gründungurkunde Sassendorfer Kirche“ zurückgegriffen.
Fotos: Archiv, Gemeindebriefe und privat. Text: Martin Anemüller und Pfarrerin Stefanie Pensing
1. Ausgangssituation
Für die Jahre 1972 und 1974 standen in den Kirchengemeinden Lohne und Bad Sassendorf Neubestzungen der Pfarrstelle an, da die jeweiligen Pfarrstelleninhaber - Pfr. Meßling in Lohne (1972) und Pfr. Krunke in Bad Sassendorf (1974) – altersbedingt aus dem Pfarrdienst ausschieden. Angesichts des damals bestehenden Pfarrermangels und der gesunkenen Gemeindegliederzahl in Lohne zeichneten sich Probleme mit der Neubesetzung in Lohne ab. Anders war die Situation in Bad Sassendorf. Hier lag die Gemeindegliederzahl deutlich über der Bemessungszahl pro Pfarrstelle und stieg durch Neubaugebiete und Zuzug immer noch. Durch die unmittelbare Nachbarschaft und die historische Gewachsenheit der beiden Kirchengemeinden lag eine Vereinigung deshalb nahe.
Auf Vorschlag des Kreissynodalvorstandes wurde sodann (in) 1973 in Gemeindeversammlungen der Zusammenschluss beraten und anschließend in den beiden Presbyterien zum 1. Oktober 1973 beschlossen und mit Beschluss der Kirchenleitung der Westfälischen Landeskirche (EKvW) vom 13.08.1973 auch bestätigt. Lohne und Bad Sassendorf fanden kirchlich nach 660 Jahren der Trennung (1313) wieder zusammen!
2. Pfarrer und Pfarrerinnen in der neuen Gesamt-Gemeinde
Eine Übersicht über die PfarrstelleninhaberInnen seit 1973 ergibt einen häufigen Wechsel auf der Seite des Lohner Gemeindebezirks. Die Gründe mögen vielfältig und auch rein persönlicher Natur gewesen sein, aber strukturelle Hintergründe sind aufgrund der historischen Umbrüche auch nicht
auszuschließen. Auch wenn versucht wurde, zunehmend bezirksübergreifend und in Schwerpunkten zu arbeiten, blieb eine Anhänglichkeit der Bezirke an den „eigenen Kirchturm“ lange leitend.
Seit 2008 musste der/die InhaberIn der Pfarrstelle im Bezirk II, um auf eine ganze Pfarrstelle zu kommen, weitere Arbeitsgebiete außerhalb der Kirchengemeinde auf sich nehmen. Von 2014 bis 2021 war das die Pfarramtliche Verbindung mit der Ev. Kirchengemeinde Soest-Reformiert und
zusätzlich Mitarbeit in der Konfirmandenarbeit der Region IV.
Bezirk I –Bad Sassendorf Bezirk II – Lohne
(1959) – 1974 Werner Krunke (1947–1972) Erich Meßling
1973 – 1975 Wolfgang Kolnsberg
1975 – 2008 Wolfgang Kolnsberg 1977 – 1984 Hans Joachim Hustadt
1985 – 1996 Detlef Klang
1996 – 1999 Christoph Maties
2000 – 2008 Susanne Klose-Rudnick (0,5)
2000 – 2008 Uwe Rudnick (0,5)
seit 2008 Stefanie Pensing (1 Pfarrstelle) und Pfarrer Uwe Rudnick bis 2013 (0,5 Pfarrstelle)
seit 2014 - 2018 Stefanie Pensing (1) und Friedhard Fischer (0, 5 Pfarrstelle)
seit 2018 - 2021 Stefanie Pensing (1) und Leona Holler (0,5 Pfarrstelle)
seit 2021 Stefanie Pensing (1 Pfarrstelle für Bezirk I und II)
Die Kirchengemeinde Bad Sassendorf wurde seit den 80-er Jahren zugleich zeitweise von Pfarrern und Pfarrerinnen mit besonderen Aufgaben (Kurseelsorge, Altenheimseelsorge, Vakanzvertretung, etc.) unterstützt. Insbesondere zu nennen sind Frau Pfarrerin Kröger (2008 bis 2022), die für und bei besonderen Aufgaben die Gemeindearbeit unterstützte, und Herr Pfarrer Casdorff, der als Kur- und Rehaseelsorger besondere Akzente in der Verbindung von Evangelium und Kulturarbeit setzte. Seit 2016 ist Pfarrerin Brigitte Kölling in der Kur- und Rehaseelsorge tätig. Den gestiegenen
Anforderungen an Seelsorge im Rahmen von Rehabilitation wird mittlerweile mit einem ökumenisch arbeitenden Team im immer noch wachsenden Klinikbereich der Kommunalgemeinde Bad Sassendorf Rechnung getragen.
3. Zusammenwachsen der Gemeinden
Da die Kirchengemeinden vor der Vereinigung ihren eigenen Namen und auch ihr „Eigenleben“ hatten, lief der Anpassungsprozess an die neue Situation nicht immer ohne Schwierigkeiten ab, wie zahlreiche Beispiele zeigen. Dieses galt insbesondere, wenn in bestehende Strukturen eingegriffen wurde, wie im östlichen Gemeindebereich von Alt-Bad Sassendorf. So hatte das Presbyterium nach langen Diskussionen die Gemeindeglieder gebeten, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen.
Davon betroffen war insbesondere das Leben der Gruppen und Kreise, Zuordnungen zu Frauenhilfe. Im Zuge der Zusammenlegung der beiden Gemeinden wurde auch die Errichtung eines neuen Gemeindezentrums mit Gemeindehaus, Pfarrhaus (Ersatz für das aus dem Ende des 19. Jahrhundert stammenden Pfarrhaus im Lohner Zentrum) und ein Kindergarten auf der Lohner Höhe beschlossen und gebaut. Das Gemeindehaus „Lohner Höhe“ sollte ergänzend zu den bestehenden Einrichtungen in Lohne „Gemeinderaum“ an der Kirche und in Bad Sassendorf „Jugendheim“ (heute „Mehrgenerationenhaus“) bezirksübergreifend genutzt werden. Zugleich wurde hier auch das zentrale Gemeindebüro eingerichtet. Die Lohner Kirche und die Bad Sassendorfer Kirche blieben beide als Gemeindekirchen und Predigtstätten erhalten, wobei traditionell in den Sommermonaten ersatzweise Outdoor-Gottesdienste im Kurpark stattfanden und immer noch stattfinden. Heute werden sie als besondere Bereicherung des gottesdienstlichen Lebens empfunden.
Zur früheren Kirchengemeinde Lohne gehören auch weiterhin einige Dörfer im Kirchspiel Horn-
Millinghausen, das im Stadtgebiet Erwitte liegt. Das bedeutet, dass die evangelischen Menschen aus
den Dörfern Horn und Millinghausen, sowie Merklinghausen, Schallern, Schmerlecke, Seringhausen
und Wiggeringhausen zur Kirchengemeinde Bad Sassendorf gehören. In der Vergangenheit wurden
teilweise auch evangelische Gottesdienste in der Schmerlecker Kapelle gefeiert, was um das Jahr
2000 aus verschiedenen Gründen aufgegeben werden musste. Die in den vergangenen Jahrzehnten
gewachsenen ökumenischen Kontakte sind weiterhin gut, was sich z.B. in einem Festgottesdienst
unter evangelischer Beteiligung anlässlich des Jubiläums „1200 Jahre Horn-Millinghausen“ am 18.
März 2023 in der St. Cyriakus-Kirche spiegelte.
4. Gemeindegruppen
Nach dem Zusammenschluss ging das Gruppenleben in den Bezirken erst einmal in den gewohnten Bahnen weiter. Die Ev. Frauenhilfe Lohne, die 1911 gegründet wurde, tagte im Gemeinderaum neben der Lohner Kirche. Ein anstehender Leitungswechsel gab den Anstoß dazu, sich 2005 mit der Frauenhilfe in Bad Sassendorf zu vereinigen. 1978 gründete sich der Abendkreis Lohner Höhe. Er war bis zur Aufgabe des Gemeindehauses Lohner Höhe in 2008 hier beheimatet und tagte später im Gemeindehaus (MGH) Bad Sassendorf. In jüngster Zeit, also in 2023, haben sich die Frauen aus dem Abendkreis Lohner Höhe entschlossen, sich den Nachmittagstreffen der Frauenhilfen Lohne und Bad Sassendorf anzuschließen. 1950 kam es zur Gründung des Lohner Singekreises. Er vereinigte sich 2008 mit dem Bad Sassendorfer Kirchenchor unter dem gemeinsamen neuen Namen Kantorei der Kirchengemeinde Bad Sassendorf.
Seit 1910 besteht die Ev. FrauenhilfeBad Sassendorf . Sie hat sich 2008 mit der Lohner Frauenhilfe vereinigt. Sie führen seitdem den Namen Ev. Frauenhilfen Bad Sassendorf und Lohne .
Seit 2023 nehmen die Mitglieder des Abendkreises Lohner Höhe an den Nachmittgasstunden der Frauenhilfen teil.
1975 gründete sich aus jüngeren Frauen der Abendkreis Bad Sassendorf , der seitdem mit der Frauenhilfe kooperiert.
Seit 1948 besteht auf der Bad Sassendorfer Seite ein Männerkreis . Er öffnete sich schon bald nach dem Zusammenschluss der beiden Kirchengemeinden auch für den Lohner Bezirk, seit Mitte der 1990-er Jahre nahmen auch Frauen an den Veranstaltungen/Vorträgen teil. Dieser Kreis lässt ab 2020 seine Arbeit ruhen, da eine Verjüngung der Mitglieder und eine Verjüngung der Leitung nicht erreicht werden konnte.
Seit 1955 besteht in der Kirchengemeinde ein Posaunenchor . Er wurde in Bad Sassendorf gegründet. Mitte der 1980-er Jahre verlegte er bis 2008 seinen Probenort vom Gemeindehaus Bad Sassendorf in das Gemeindehaus Lohner Höhe und kehrte danach wieder ins Mehrgenerationenhaus
Bad Sassendorf zurück, wo er seine Probenabende und auch die Chorleiterin eine Ausbildung für AnfängerInnen im Posaunenspiel anbietet.
Der Kirchenchor Bad Sassendorf wurde 1907 gegründet. 2008 schloss er sich mit dem Lohner Singekreis zusammen. Beide Singgruppen bilden nun die Kantorei der ev. Kirchengemeinde Bad Sassendorf . In den 1980-er Jahren bildete sich aus dem Kirchenchor ein Flötenkreis , der bis 2020 musikalisch bei Gottesdiensten und Veranstaltungen aufgetreten ist.
2006 gründete sich eine neue Frauen-Chorgruppe unter dem Namen TonArt , die im MGH miteinander und sich neuerer Chorliteratur und Gesangs- und Klangexperimenten widmet. Die Chorgruppen bereichern das Gemeindeleben, treten in Gottesdiensten und bei Gemeindefesten auf und gestalten Konzerte in unseren Kirchen.
5. Gemeindearbeit
Der Zusammenschluss der Kirchengemeinden Bad Sassendorf und Lohne fiel in eine Zeit des Aufbruchs in Gesellschaft und Kirche. Neben Strukturfragen und –initiativen und deren Umsetzung gemeinsam vor Ort – z.B. Jugend- und Konfirmandenarbeit, Evangelisationsveranstaltungen und Bibelwochen – ging der Blick auch über die lokalen Grenzen hinaus. Themen und Fragen der Zeit, auch der Konziliare Prozess Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ wurden in die Gemeindegruppen aufgenommen oder in gruppenübergreifenden Kreisen thematisch vertieft und durch Aktionen auch sichtbar gemacht. Beispielhaft sei an die jährliche Friedensdekade erinnert. Oder an Sozialseminare, die in Abendveranstaltungen von den Pfarrern in Zusammenarbeit mit Gemeindegliedern angeboten und durchgeführt wurden. Die Vernetzung zur Ev. Erwachsenenbildung im Kirchenkreis kam der Lebendigkeit des Gemeindelebens zugute. Es wurden z.B. Veranstaltungen zu den Jahresthemen der Hauptvorlagen der Westfälischen Landeskirche durchgeführt. Auch Erfahrungen aus dem Besuch von Kirchentagen durch Gruppen und Einzelpersonen motivierten und gaben Anregungen für die Gemeinde- u. Gruppenarbeiten.
Aus der Friedens- und Dritte-Welt-Arbeit der 1980-er Jahre ist der heute noch bestehende Weltladen besonders hervor zu heben. Vom Ehepaar Margret und Wolfgang Kolnsberg in Verbindung mit Ehrenamtlichen 1985 gegründet, hat er nahezu 40 Jahre lang den Einsatz für Gerechtigkeit in der Einen Welt theoretisch und praktisch in der Kirchengemeinde verankert. Seit 2009 ist die Arbeit dankenswerterweise auf eine neue Ehrenamtlichengruppe übergegangen.
Die Ökumene wurde lange Zeit durch zwei feststehende Termine im Kirchenjahr strukturiert:
Ökumenische Bibelwoche und Weltgebetstag der Frauen. Die verschiedenen pastoralen Kräfte in der evangelischen und katholischen Gemeinde teilten sich in die Vorbereitung und Durchführung der vier Abende der Ökumenischen Bibelwoche bis 2020. Aus personellen Gründen war das Angebot nach 2020 nicht mehr aufrecht zu erhalten. Dagegen wird und wurde der Weltgebetstag der Frauen rein ehrenamtlich getragen. Die Frauenhilfsgruppen und Abendkreise gemeinsam mit den Frauen der katholischen Schwestergemeinde (KFD) führen den jährlich im März stattfindenden „Weltgebetstag der Frauen“ wechselseitig in den örtlichen Kirchen durch und begegnen sich anschließend in ökumenischer Gastfreundschaft am Abendbrottisch.
Über mehr als 25 Jahre wurden gemeindeübergreifend in den Sommerferien Kinder mit ihren Müttern aus der Tschernobyl-Region zur Erholung eingeladen und betreut. Gemeindeglieder arbeiten seit mehr als 30 Jahre ehrenamtlich in der Flüchtlingsbetreuung und Schularbeitenhilfe
mit.
Im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit gab es Angebote, die sich in unterschiedlichster Form als Kindertreff, Jugendtreff, Jugenddisco, Jungschar, Kirchenmäuse und Krabbelgruppe darstellten. Teilweise wurde die Arbeit auch von hauptamtlichen JugendmitarbeiterInnen in beiden Bezirken
unterstützt und teilweise im Rahmen der öffentlichen Kinder- und Jugendarbeit gefördert. Beispielhaft ist hier eine 1997 entstandene besondere Jugendgruppe zu nennen, in der Kreativität, Musik, Tanz und Gesang zur Vermittlung von Glaubensinhalten im Vordergrund standen. Nach dem Vorbild zahlreicher anderer TENSING -Gruppen („Teenager singen“) schlossen sich auch in Bad Sassendorf rd. 20 Jugendliche zusammen. Sie besuchten gleichartige Gruppen, nahmen an Workshops teil, erarbeiteten entsprechende Musikstücke und brachten diese zur Aufführung in Konzerten. Sie gaben ihr erstes Konzert 1998 im Schlachthof Soest und ihr letztes im Jahr 2008 (in der Lohner Schützenhalle).
An beiden Kirchen konnten bis in das letzte Jahr vor der Corona-Pandemie regelmäßig am Heiligabend Krippenspiele zur Aufführung gebracht werden, die immer auch in der Vorbereitungszeit Kindergruppen auf Zeit bildeten.
Zur Kirchengemeinde Bad Sassendorf gehören seit alters her die beiden mittelalterlichen Kirchen St. Pantaleon in Lohne und Sst. Simon und Judas Thaddäus in Bad Sassendorf. Hohe Kosten für die anfallenden Renovierungen drohten die Kirchengemeinde zu belasten. 1994 wurde daher der Förderverein der Ev. Pfarrkirchen Lohne und Bad Sassendorf e.V. gegründet, der Spenden sammelt und so die Gemeinde unterstützen hilft. Die erste Aktion war die Rückholung der Apostelfiguren Petrus und Paulus in die Lohner Kirche, die aus einem Vorgängeraltar in der Kirche stammten. Neben kleineren Unterhaltungsmaßnahmen wurden in der Vergangenheit insbesondere die Turmrenovierung der Bad Sassendorfer Kirche Sst. Simon und Judas Thaddäus in 1998/99 und die sogenannte Innenrenovierung in 2010 ebenfalls an der Bad Sassendorfer Kirche durchgeführt. Eine Turmhelmrenovierung wurde 2016 auch an der Lohner Kirche dringend erforderlich. Bei allen diesen Renovierungsmaßnahmen war der Förderverein in der Finanzierung und Durchführung der Spendenaktionen aktiv eingebunden. Mithilfe des Fördervereins konnten jedes Jahr auch kleinere Einzelmaßnahmen an den beiden Kirchen gefördert werden. Dank an alle Spender und Spenderinnen dafür! Ohne sie wären diese Maßnahmen nicht möglich gewesen.
Nach der Jahrtausendwende setzten die gemeindlichen Gruppen in den beiden Pfarrbezirken ihre Arbeit fort. Die Kinder- und Jugendarbeit wurde als Schwerpunktarbeit geführt und weiter entwickelt. Insbesondere stand und steht die monatliche Kinderkirche am Samstagvormittag im
Zentrum der katechetischen Arbeit. Die Kinderkirche wurde und wird jeweils von einem ehrenamtlichen Helferteam vorbereitet und durchgeführt. Eine zeitgemäße Verbindung von gottesdienstlichen und praktisch-kreativen Elementen stand im Vordergrund. Die Zusammenarbeit
mit der in den 1990-er Jahren gegründeten Jugendkirche Soest wurde verstärkt und in die Konfirmandenarbeit einbezogen.
Zum Bereich der Kinder- und Jugendarbeit gehört in der Kirchengemeinde auch die Kindergartenarbeit in den Kindergärten Tummelecke Bad Sassendorf (1953 bis 2008), im Jona-Kindergarten Lohne (seit 1963) sowie im Kindergarten Rennweg/Familienzentrum Johanna Volke (seit 1975). Die Einrichtungen standen bis 2002 in Trägerschaft der Kirchengemeinde und gehören seitdem zum Kindergartenverbund des Kirchenkreises. Andachten, Gottesdienste sowie der Besuch von Kindergartengruppen in Gemeindegruppen (vorrangig Frauenhilfen) und das Mitwirken bei
Gemeindefesten bereichern das Gemeindeleben.
Aus dem Männerkreis erwuchs 2007 eine Arbeitsgruppe “Der Grüne Hahn “ mit dem Ziel der Energie- und Ressourcen-Einsparung in der Gemeinde, die bis heute den Energieverbrauch in den verschiedenen Bereichen erfasst. Seit 2023 ist dies zur Standardaufgabe aller Kirchengemeinden im
Kirchenkreis Soest-Arnsberg geworden.
2011 wird der "Förderverein des Mehrgenerationenhauses Bad Sassendorf e.V. " gegründet. Seine Aufgaben liegen in der Unterstützung der Arbeit des MGH sowie in der Mitfinanzierung von baulichen Maßnahmen (z.B. behindertengerechte Zugangstüren).
Die Kirchengemeinde hat in den vergangenen 50 Jahren zahlreiche Gemeindefeste durchgeführt.
Anlass waren Jubiläen der Kirchengemeinde oder von Gemeindegruppen, Einführung/Verabschiedung von PfarrerInnen, Abschlüsse von großen Bau- und Unterhaltungsmaßnahmen an den Kirchen und Gebäuden. Besondere Ereignisse und Jubiläen mit größeren Veranstaltungsreihen waren das Jubiläumsjahr 2013: „700 Jahre Gründungsurkunde Sassendorfer Kirche“ - dabei entstand der Film „Glaube, Salz und Steine“ (erstellt von Peter Uhl). Das Jubiläumsjahr 2017: „500 Jahre Reformation“ wurde durch mehrere Veranstaltungen gewürdigt. In einer Männerkreis-Aktion wurde eine kleine Reformationsglocke für das Familienzentrum Johanna Volke gegossen.
6. Leitungsaufgaben und Strukturveränderungen
Rund 30 Jahre nach der Vereinigung der ehemals selbständigen Gemeinden standen und stehen erneut Strukturveränderungen an. Die Landeskirche forderte alle Gemeinden auf, angesichts der zurückgehenden Finanzmittel, sowie zurückgehender Mitgliederzahlen eine Konzeption für die Zukunft der Kirchengemeinden aufzustellen. Das Presbyterium der Kirchengemeinde befasste sich daher mit einer Gebäudestrategie und der Entwicklung eines Leitbildes. Sie schaltete auch die Gemeindeberatung der Landeskirche ein. 2014 wurde der Leitbildprozess abgeschlossen, der 2008 schon praktisch in der Gründung des Mehrgenerationenhauses gegipfelt war. Die Gemeindeglieder wurden in den 2000er Jahren wiederholt über Zwischenschritte und Beratungsergebnisse informiert.
Zu den wichtigsten Entscheidungen gehörte dabei die Aufgabe des Gemeindehauses Lohner Höhe bei gleichzeitiger Einrichtung des künftigen Gemeindezentrums in Bad Sassendorf als Mehrgenerationenhaus, sowie die Erweiterung des Kindergartens Rennweg (jetzt „Ev. Familienzentrum Johanna Volke“) unter Einbeziehung des Gemeindehauses Lohner Höhe. In diesem Zusammenhang wurde der Kindergarten Tummelecke aufgegeben, der mittlerweile starke bauliche Mängel aufwies. 2008 wurden das neue Gemeindezentrum in Bad Sassendorf mit seinen Gebäuden und Räumen als Mehrgenerationenhaus vom Bundesfamilienministerium anerkannt und seitdem auch finanziell gefördert.
Zu den notwendigen Aufgaben für die Zukunft gehörte auch, über die Gemeindegrenzen hinaus, neue Strukturen zu finden, in denen gemeindliche Arbeit auch bei weiterer Reduzierung der Pfarrstellenanzahl möglich ist. Das von der Kreissynode verabschiedete Regionenmodell sieht eine
Zusammenarbeit der Kirchengemeinden Bad Sassendorf, Weslarn, Neuengeseke und Möhne als Region IV vor. Die Presbyterien dieser Gemeinden arbeiten seit 2013 in einem Regionen-Ausschuss zusammen. Die Gemeinden laden seitdem zu sog. Regionen-Gottesdiensten oder auch anderen besonderen Veranstaltungen gemeinsam ein.
Die angespannte Finanz- und Personalsituation führte 2012 zur Pfarrstellenreduktion in der Kirchengemeinde von zwei auf 1,5 Pfarrstellen und in 2021 auf nur noch eine Pfarrstelle. Diese Entwicklung hatte und hat Auswirkungen auf die gesamte Gemeindearbeit, einschließlich der sonntäglichen Gottesdienste. Es werden nun häufiger auf ehrenamtlicher Basis PfarrerInnen und PrädikantInnen zur Mitarbeit eingeladen. Auch der Einsatz ehrenamtlicher Mitarbeit im Küster- und Lektorendienst ist deutlich gestiegen. In 2020 konnte nach langer Zeit dennoch wieder ein Küster, Hermann Ahrens, mit halber Stelle angestellt werden, der seit dem das Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen MitarbeiterInnen rund um den Gottesdienst verstärkt.
Die Corona-Pandemie hat in den Jahren 2020 – 2022 mit seinen Auswirkungen das Gemeindeleben stark beeinträchtigt. Es traf uns mitten ins Herz: Kirche, die den Auftrag hat, zur Gemeinschaft zu rufen, konnte dies über Wochen und Monate während der Lockdowns nicht tun. Die Zusammenkünfte der Gruppen und Kreise, die Gottesdienste und auch die Seelsorge-Arbeit waren während dieser Zeit sehr stark eingeschränkt oder konnten gar nicht stattfinden. Viele Gemeindeglieder sind in dieser Zeit gestorben und mussten in aller Stille mit Abstandsregeln und Personenbegrenzungen beigesetzt werden. Dennoch fand in dieser Zeit Gemeindeleben statt. Für die „Kommunikation des Evangeliums“ wurden alternative Formen gefunden. Das Internet und die Homepage gewannen an Wichtigkeit. Zu jedem Sonntag gab es eine „Predigt in der Brottüte“ in den beiden Kirchen zur Abholung. Es wurden auch Video-Gottesdienste zu den Festtagen erstellt, die in einen Lockdown fielen. In der Anfangszeit konnten auch handgenähte Masken gegen Spende in den Kirchen mitgenommen werden. Monatliche Andachten der Ev. Frauenhilfe in Westfalen wurden über Briefverteiler an die Mitglieder gebracht. Der Mittagstisch des Mehrgenerationenhauses eröffnete einen Abholservice… Besprechungen und Presbyteriumssitzungen wurden auf dem Wege von Telefon- und Videokonferenzen durchgeführt. Die Mitglieder der Kantorei sangen mithilfe von Telefon- und Videokonferenzen gemeinsam, wenn auch in kleiner Gruppengröße. Der Gemeindebrief erschien mit seinen drei Jahresausgaben auch in der Corona-Zeit unverändert fort. Es gab auch Extra-Regionenbriefe, einen für Kinder und einen für Erwachsene.
Wenn es eine Konstante im Gemeindeleben gibt, dann ist es der Gemeindebrief , die „intensivste Form der Kommunikation in der Öffentlichkeit mit allen Gemeindegliedern“ (U. Rudnick, 2010).
Der Gemeindebrief begleitet mit wechselnden Redaktionsmitgliedern inzwischen die Gemeinde seit 50 Jahren. Die diesjährige Sommerausgabe ist die 174. Ausgabe. Er hat mehrfach sein äußeres Erscheinungsbild zwar geändert, im Innern aber immer aus dem Gemeindegeschehen berichtet und Menschen zu Wort kommen lassen. Das Redaktionskonzept folgt der Idee, einen Brief „von der Gemeinde an die Gemeinde“ zu senden, so dass schreibbegeisterte Gemeindeglieder regelmäßig eingeladen sind, aus ihrem Leben und Glaubensleben selbst zu berichten. Die Rubriken „Menschen aus der Gemeinde“ und „Momente des Lebens“ sind an dieser Stelle zuerst zu nennen. An die verschiedenen Gemeindebrief-Redaktionsmitglieder in diesen fünf Jahrzehnten aber auch an die unzähligen Gemeindebrief-VerteilerInnen in den Bezirken sei an dieser Stelle ein besonderer Dank ausgesprochen!
Im Rückblick ...
Im Rückblick ersteht eine ungeheure Fülle an Situationen und Gesichtern vor den inneren Augen, die uns in den vergangenen fünf Jahrzehnten begegnet sind. Es entsteht ein Gefühl der Dankbarkeit, dass Gott immer Wege und Mittel für uns bereithält, Gemeinde zu leben und weiterhin Seiner Zukunft zu vertrauen.
Bestehende und neu errichtete Gebäude der Ev. Kirchengemeinde Bad Sassendorf in den vergangenen 50 Jahren
In den ehemaligen Kirchengemeinden Bad Sassendorf und Lohne haben für das Gemeindeleben vor 1973 Kindergärten und Gemeindehäuser bestanden. Sie wurden nach Zusammenlegung der Gemeinden zunächst weiterhin genutzt, später nach den jeweiligen Gemeindekonzeptionen, für ihren Dienst angepasst, um neue Gebäude ergänzt oder neuen Funktionen zugeführt. Im Falle des Kindergartens Kirchweg (Tummelecke) wurde dieser aus baulichen und strukturellen Gründen aufgegeben.
Pfarrhäuser und Kirchen werden hier nicht betrachtet.
Die nachfolgenden Abbildungen zeigen die betreffenden Gebäude und sowie die Erweiterungen:
Gemeindehaus Lohne
Das Gemeindehaus Lohne wurde 1969 durch Umbau eines ehemaligen Schulgebäudes geschaffen. Es diente – mit einem großen Raum sowie kleinen Neben- und Sanitärräumen - den Zusammenkünften der Gemeindegruppen bis ca. 2014/15. Der Gebäudeteil ist in die Erweiterung des Jona Kindergartens einbezogen.
Jona Kindergarten
1963
Der Kindergarten Lohne – Jona Kindergarten - wurde 1963 neben der Kirche als ein-gruppige Einrichtung errichtet. 1982 fand eine bauliche Anpassung statt. 2013/14 folgte ein Um- und Erweiterungsbau für die Aufnahme einer Kleinkindergruppe (0 – 3 Jahre). In diesem Zuge wurde der benachbarte Gemeinderaum als Turn- und Gymnastikraum in den Kindergarten integriert und entfiel somit für Zusammenkünfte der Gemeinde als Gemeindehaus/Gemeinderaum. Die große Nachfrage nach Kindergartenplätzen führte 2019 -2021 zu einer erneuten Erweiterung (3. Gruppe) des Kindegartens. Die Erdgeschoßwohnung des benachbarten Wohnhauses (Teichstr. 9) wurde in den Umbau- und Erweiterungsmaßnahme einbezogen. Das Außengelände des Kindergartens wurde erweitert.
1952
2013/14
2019/21
Gemeindehaus Lohner Höhe
1979
Mit Zusammenlegung der beiden Kirchengemeinden im Jahr 1973 wurde auch der Bau eines Gemeindehauses und eines Kindergartens auf der Lohner Höhe beschlossen. Das Gemeindehaus Lohner Höhe konnte 1979 eingeweiht werden und stand somit Pfarrbezirksübergreifend der Kirchengemeinde und den Gemeindegruppen zur Verfügung. Die Anfang der 2000-er Jahre erforderliche Änderung der bestehenden Gemeindekonzeption führte 2008 zur Aufgabe des Hauses als zentrales Gemeindehaus. Das Gebäude wurde in die Erweiterung des Kindergartens Rennweg einbezogen.
Kindergarten Rennweg
1975
1975 wurde der Kindergarten Rennweg mit drei Gruppen eröffnet. Kinder aus dem Kindergarten Kirchweg, die zunächst dort mangels Platzangebot unter-gebracht waren, konnten in den neuen Kindergarten umziehen. Die Aufgabe des Gemeindehauses Lohner Höhe ermöglichte, die Kindergartenarbeit der Kirchengemeinde - neben dem Jona-Kindergarten in Lohne - auf der Lohner Höhe zu konzentrieren und dort ein Familienzentrum einzurichten. In den Jahren nach 2008 wurde der bestehende Kindergarten unter Einbeziehung des alten Gemeindehauses umgebaut und u.a. um Räumlichkeiten für zwei neue Gruppen erweitert. 2012 konnte die auf fünf Gruppen erweiterte Einrichtung als Evangelisches Johanna Volke Familienzentrum eingeweiht werden.
2011
2011
Kindergarten Tummelecke
1956
Der Ev. Kindergarten Kirchweg – später Kindergarten Tummelecke - in Bad Sassendorf wurde 1956 errichtet. 1964 wurde er um einen neuen Gruppenraum, verbunden mit Waschräumen und neuer Garderobe, erweitert. Ein Mangel an Kindergartenplätzen in der Kirchengemeinde führte den folgenden Jahren bis 1975 zur vorübergehenden Aufstockung der zwei bestehenden Gruppen, bis der Kindergarten Rennweg seinen Betrieb aufnahm. Ein lange geplanter Umbau der zweigruppigen Einrichtung, u.a. mit einem Gymnastikraum sowie mit Intensivräumen und einem Mitarbeiterzimmer, konnte erst 1979 umgesetzt werden. Da sich bei der Erarbeitung der neuen Gemeindekonzeption Anfang 2000 herausstellte, dass der Kindergarten bauliche Mängel aufwies und auch angestrebte Strukturverbesserungen nicht umsetzbar erschienen, wurde nach vielen Diskussionen im Presbyterium beschlossen, den Kindergarten nach Erweiterung des Kindergartens am Rennweg aufzugeben und dort die zwei Gruppen der Tummelecke unterzubringen. 2011 war daher das Ende des aus den 1950-iger Jahren stammenden Bad Sassendorfer Kindergartens gekommen.
1956
1975
1979/80
Gemeindehaus Bad Sassendorf
1932
Das Gemeindehaus der Kirchengemeinde Bad Sassendorf wurde in den 1930-er Jahren gebaut. 1971 erfolgte der Umbau zu einem Jugendheim (Jugendräume mit "Disco One" im Erdgeschoss, Gemeindesaal im Obergeschoss). Ein weiterer Um- und Erweiterungsbau wurde 1995 erforderlich, da u.a. für die älteren und behinderte Gemeindeglieder der Saal im Obergeschoss nur noch mit erheblichen Mühen zu erreichen war. Es entstand der auch umgesetzte Plan, bei Erhalt der Grundsubstanz des Gebäudes, den Gemeindesaal neben dem bestehenden Gebäude ebenerdig zu errichten und für die Jugendarbeit das auszubauende Dachgeschoss zu schaffen. Weitere Räume für unterschiedliche Aktivitäten entstanden (z.B. Weltladen, Eingangshalle mit Sälzerstern (von der Saline gestiftet) zudem eine kleine Küche im Erdgeschoss. Im Zuge der Verlegung der Gemeindeaktivitäten von der Lohner Höhe nach Bad Sassendorf und der Umsetzung des Konzeptes Mehrgenerationenhaus (2007/2008) waren kleinere Umbauten im Gemeindehaus notwendig: Der Jugendraum im Dachgeschoß wurde zu einem Seminarraum hergerichtet, die Eingangshalle wurde zur Cafeteria.
1960
1971
1995
Kinder-und Jugendhaus
2010
Die entfallende Räumlichkeit der Jugendarbeit wurde aus dem Gemeindehaus in das benachbarte, aus den 1970-iger Jahren stammende und nicht mehr als solches genutzte Pfarrhaus am Kirchplatz verlegt. Auch hier waren im Innern kleinere Umbauten notwendig. Im Konzept des Mehrgenerationenhauses ist dieses Gebäude das Kinder-und Jugendhaus . Es wird entsprechend und auch zur Ergänzung des MGH für Kleingruppenarbeit genutzt. Im Haus ist auch das Gemeindebüro unter-gebracht.
Überblick über 50 Jahre nach dem Zusammenschluss der Evangelischen Kirchengemeinden Bad Sassendorf und Lohne
Mit den vorstehenden Ausführungen wurde ein grober Überblick über die vergangenen 50 Jahre gegeben. Die Fülle der Daten und Ereignisse in diesem Zeitraum mussten eingeschränkt werden und sollen nur einen roten Faden durch die Zeit zeigen. Bei der Zusammenstellung wurde auf Archivunterlagen, Gemeindebriefe sowie auf den Beitrag von Wolfgang Kolnsberg (Pfr.1975-2008) in der Festschrift zum Jubiläum 2013 „700 Jahre Gründungurkunde Sassendorfer Kirche“ zurückgegriffen.
Fotos: Archiv, Gemeindebriefe und privat. Text: Martin Anemüller u. Pfarrerin Stefanie. Pensing
Website: Manfred Potthast
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